Arbeitszeugnis Formulierungen

Wenn man Zeugnis-Formulierungen verstehen will, muss man unterscheiden zwischen 1) dem allgemeinen Zeugniscode, 2) dem sogenannten Geheimcode und 3) den Verschlüsselungstechniken.

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Der allgemeine Zeugniscode

Eine Formulierung ohne aufwertende Adverben (z.B. stets, äußerst) oder Adjektive (groß, hoch, ausgezeichnet, hervorragend) entspricht einer durchschnittlichen Bewertung (Note 3), wie z.B. „Er war ein motivierter Mitarbeiter“. Eine Formulierung mit aufwertenden Adverben oder Adjektiven entspricht einer überdurchschnittlichen Bewertung (Note 1-2), wie z.B. „Er war ein stets hochmotivierter Mitarbeiter“ (Note 2). Eine Formulierung mit abwertenden Adverben (z.B. regelmäßig, meist), Adjektiven (erforderlich, angemessen, nötig) oder Verben (er war bemüht…) entspricht einer unterdurchschnittlichen Bewertung (Note 4 oder 5).

Im Folgenden nennen wir Ihnen typische Beispiele für Arbeitszeugnis-Formulierungen:

Leistung I: Arbeitsbereitschaft

  • Note 1: Er war ein stets äußerst motivierter Mitarbeiter.
  • Note 2: Er war ein stets hochmotivierter Mitarbeiter.
  • Note 3: Er war ein motivierter Mitarbeiter.
  • Note 4: Er war ein durchaus motivierter Mitarbeiter.
  • Note 5: Er arbeitete im Allgemeinen motiviert mit.

Leistung II: Arbeitsbefähigung

  • Note 1: Auch unter schwierigsten Arbeitsbedingungen bewältigte sie alle Aufgaben jederzeit sehr gut.
  • Note 2: Auch unter schwierigen Arbeitsbedingungen bewältigte sie alle Aufgaben jederzeit gut.
  • Note 3: Alle Aufgaben bewältigte sie in guter Weise.
  • Note 4: Ihre Aufgaben bewältigte sie ordnungsgemäß.
  • Note 5: Sie war bemüht, ihre Aufgaben ordnungsgemäß zu bewältigen.

Leistung III: Fachwissen

  • Note 1: Er besitzt ein besonders umfangreiches und fundiertes Fachwissen.
  • Note 2: Er besitzt ein umfangreiches und fundiertes Fachwissen.
  • Note 3: Er besitzt ein solides Fachwissen in seinem Fachgebiet.
  • Note 4: Er besitzt das erforderliche Fachwissen.
  • Note 5: Er war stets bestrebt, sich das erforderliche Fachwissen anzueignen.

Leistung IV: Arbeitsweise

  • Note 1: Ihre Arbeitsweise war durch stets sehr große Zielstrebigkeit, Selbständigkeit und Sorgfalt geprägt.
  • Note 2: Ihre Arbeitsweise war durch stets große Zielstrebigkeit, Selbständigkeit und Sorgfalt geprägt.
  • Note 3: Ihre Arbeitsweise war durch Zielstrebigkeit, Selbständigkeit und Sorgfalt geprägt.
  • Note 4: Ihre Arbeitsweise war durch eine angemessene Zielstrebigkeit, Selbständigkeit und Sorgfalt geprägt.
  • Note 5: Ihre Arbeitsweise in der Regel durch Zielstrebigkeit, Selbständigkeit und Sorgfalt geprägt.

Leistung V: Arbeitserfolg

  • Note 1: Er erreichte immer sehr gute Arbeitsergebnisse.
  • Note 2: Er erreichte immer gute Arbeitsergebnisse.
  • Note 3: Er erreichte gute Arbeitsergebnisse.
  • Note 4: Er erreichte brauchbare Arbeitsergebnisse.
  • Note 5: Er hat stets mit Nachdruck daran gearbeitet, brauchbare Arbeitsergebnisse zu erreichen.

Leistung VI: Leistungszusammenfassung

  • Note 1: Alle Aufgaben erfüllte sie stets zu unserer vollsten Zufriedenheit.
  • Note 2: Alle Aufgaben erfüllte sie stets zu unserer vollen Zufriedenheit.
  • Note 3: Alle Aufgaben erfüllte sie zu unserer vollen Zufriedenheit.
  • Note 4: Alle Aufgaben erfüllte sie zu unserer Zufriedenheit.
  • Note 5: Aufgaben, die ihr übertragen wurden, erledigte sie in der Regel zu unserer Zufriedenheit.

Verhalten

  • Note 1: Sein Verhalten zu Vorgesetzten und Kollegen war immer vorbildlich.
  • Note 2: Sein Verhalten zu Vorgesetzten und Kollegen war immer einwandfrei.
  • Note 3: Sein Verhalten zu Vorgesetzten und Kollegen war einwandfrei.
  • Note 4: Sein Verhalten zu Kollegen und Vorgesetzten war korrekt.
  • Note 5: Sein Verhalten zu Kollegen und Vorgesetzten war im Großen und Ganzen korrekt.

Dankes- und Bedauernsformel

  • Note 1: Wir bedauern ihr Ausscheiden außerordentlich und danken ihr für ihre stets sehr guten Leistungen.
  • Note 2: Wir bedauern ihr Ausscheiden und danken ihr für ihre stets guten Leistungen.
  • Note 3: Wir bedauern ihr Ausscheiden und danken ihr für ihre guten Leistungen.
  • Note 4: Wir bedanken uns für ihre Mitarbeit.
  • Note 5: Wir danken ihr für ihr Streben nach einer guten Leistung.

Zukunfts- und Erfolgswünsche

  • Note 1: Wir wünschen ihm auf seinem zukünftigen Berufs- und Lebensweg alles Gute und weiterhin viel Erfolg.
  • Note 2: Wir wünschen ihm auf seinem zukünftigen Berufs- und Lebensweg alles Gute und weiterhin Erfolg.
  • Note 3: Wir wünschen ihm auf seinen zukünftigen Berufs- und Lebensweg alles Gute.
  • Note 4: Wir wünschen ihr für die Zukunft alles Gute.
  • Note 5: Wir wünschen ihm für die Zukunft alles erdenklich Gute und auch Erfolg.

Weitere Informationen zum Zeugnis-Code finden Sie hier

Der sogenannte Geheimcode

Ein Geheimcode wirkt auf den ersten Blick wie ein Lob, hat aber eine (allgemein bekannte) versteckte Botschaft. Diese steht nicht für eine Zeugnis-Note (auch nicht für die Note 5), sondern verweist versteckt auf ein vermeintliches Fehlerverhalten von Arbeitnehmern. Geheimcodes sind nach §109 Absatz 2 GewO (Gewerbeordnung) unzulässig.

Im Folgenden nennen wir Ihnen typische Beispiele für Geheimcodes:

  • Für die Belange der Belegschaft bewies er immer Einfühlungsvermögen (= Er suchte sexuelle Kontakte im Kollegen­kreis)
  • Im Umgang mit Kollegen und Vorgesetzten zeigte sie durchweg eine erfrischende Offenheit (= Sie war sehr vorlaut)
  • Er hat mit seine geselligen Art zur Verbesserung des Betriebsklimas beigetragen (= Er hat ein Alkoholproblem).
  • Wir haben sie als umgängliche Kollegin kennengelernt (= Man sah sie lieber gehen als kommen).

Weitere Beispiele und Erläuterungen finden Sie in diesem Artikel

Verschlüsselungstechniken

Um eine unterdurchschnittliche Wertung in der Note 4 der 5 zu vergeben, gibt es neben den abwertenden Adjektiven (z.B. „Er verfügt über das erforderliche Fachwissen“), Adverben (z.B. „Er war regelmäßig zuverlässig“) und Verben („Er war stets bestrebt, die Ziele zu erreichen“) noch weitere Möglichkeiten:

  • Leerstellentechnik (beredtes Schweigen)
    Eine wichtige Aussage wird weggelassen, wie z.B. die Bewertung des Fachwissens bei einem inkompetenten Mitarbeiter oder es wird der wichtige Dank verweigert.
  • Reihenfolgetechnik
    Angaben mit hierarchischer Bedeutung werden vertauscht und z. B. die Kollegen entgegen der Hierarchie vor den Vorgesetzten genannt: „Ihr Verhalten gegenüber Kollegen und Vorgesetzten war korrekt.“
  • Ausweichtechnik
    Anstelle der wirklich wichtigen Angaben wird nur Nebensächliches erwähnt, z.B. „Hervorzuheben ist seine Pünktlichkeit.“
  • Knappheitstechnik
    Ein auffallend kurzes Zeugnis verweist auf meist einen verärgerten Arbeitgeber.
  • Einschränkungstechnik
    Formulierungen wie z.B. „Sie hat bei wichtigen Aufgaben gute Ergebnisse erzielt“ bedeuten im Umkehrschluss, dass bei Routineaufgaben keine guten Ergebnisse erzielt wurden.

Weitere Erläuterungen und Beispiele finden Sie in diesem Artikel